Schneechaos in Hessen – Feuerwehr Nidderau probt den Super-Gau

Feuerwehr bedeutet immer „vor der Lage leben“. Die Feuerwehrkräfte sind auf Brände und Hilfeleistungseinsätze durch regelmäßige Übungen optimal vorbereitet.

Doch was tun, wenn der Katastrophenfall eintritt?Genau dies übten die Kräfte der Feuerwehr Nidderau am vergangenen Wochenende. Angenommen wurde ein Schneechaos, dass sich am Freitag gegen 19:30 Uhr über große Teile von Hessen zog. Gegen 20:00 Uhr fiel zu allem Übel auch noch der Strom aus – auch in den Feuerwehrhäusern. Deshalb galt zunächst, das Feuerwehrhaus mit Notstrom einzuspeisen. Ein wichtiger erster Schritt, da in solch einem Fall das Feuerwehrhaus eine Anlaufstelle für die Bürger sein soll.
Ganz abwegig war dieses Szenario der Großübung nicht. Im November 2005 verursachte solch ein Schneechaos im Münsterland ein Schaden im dreistelligen Millionenbereich. Es gab eine Tote und rund 140 Verletzte. Rund 250.000 Menschen mussten ohne Strom auskommen.
Bei einem Sturm im August in Südhessen dieses Jahres gab es mehrere Verletzte und einen Schaden im zweistelligen Millionenbereich. Auch hier waren Helfer tagelang im Einsatz.
Zum einen galt es nun bei der Großübung in einem eingerichteten Krisenstab anfallende Einsätze zu kategorisieren und zu koordinieren. Da der Stromausfall und Schneechaos weite Teile von Hessen im Griff gehabt haben soll, war Nidderau mit seinen eigenen Kräften auf sich alleine gestellt. Laut Übungsleitung ist mit einem Stromausfall von mindestens 24 Stunden zu rechnen.
Zum anderen galt es aber auch herauszufinden, welche teils auch gefährdeten Objekte in der Kommune wie lange ohne Strom oder mit ihrem Notstrom auskommen. Wie lange hält das Digitalnetz der Funkgeräte und was tun, wenn dieses zusammenbricht?

Zur großen Freude erschienen Mitglieder vom Amateur und Radioclub Nidderau am Feuerwehrhaus Heldenbergen und bot ihre Hilfe an. Sie bauten ein Analogfunknetz auf und fanden somit heraus, dass in einem realen Fall ein Kommunikationsweg zumindest zwischen allen fünf Feuerwehrhäuser gesichert ist. „Solch ein Verein ist sehr wichtig“, sprach Bürgermeister Gerhard Schultheiß, dankte den Mitglieder dieses Vereins und zeigte sich sichtlich begeistert über diese Unterstützung.

Denn auch Bürgermeister Gerhard Schultheiß nahm das Thema Stromausfall äußerst ernst. Zusammen mit Vertretern der Fachbereiche Ordnungswesen, Finanzen und Stadtwerke nahm er die Einladung von Stadtbrandinspektor Volker Reis zu dieser Übung an und kam selbst zum Feuerwehrhaus. Gemeinsam mit der Feuerwehr wurde sich an einem runden Tisch gesetzt, nach Schwachstellen in der Kommune für solch einen Katastrophenfall gesucht und erste Ergebnisse für ein Einsatzkonzept gesucht.
„Dieses Treffen war wichtig und gelungen“, so Schulheiß. „Jeder Fachbereich hat sich Hausaufgaben mitgenommen, wo wir in den nächsten Sitzungen nun Ergebnisse aufzeigen wollen“.
Währenddessen liefen die abzuarbeitenden Einsätze weiter. Diese wurden zum größten Teil für die Technische Einsatzleitung simuliert. Die Feuerwehr Heldenbergen jedoch beteiligte sich mit realen Kräften an dieser Übung. Hier galt es, das vorhandene ehrenamtliche Personal in ein Schichtsystem einzuteilen. Je mehr Mitglieder eine Feuerwehr hat, desto leichter funktioniert dies. Jede einzelne Feuerwehrfrau und jeder einzelne Feuerwehrmann ist hier wichtig.
Durch die Technische Einsatzleitung mussten Einsätze wie zahlreiche umgestürzte Bäume, eingeklemmte Personen, aber auch ein Wohnungsbrand sowie das Evakuieren eines festgesteckten Reisebusses oder gar das Errichten einer Notunterkunft abgearbeitet werden.
“Wir hatten die Lage im Griff”, ist sich Reis sicher “auch wenn wir kleine Schwachstellen erkannt haben”. Aber dies sei ja auch das Ziel dieser großen Übung.
Durch die nun gewonnenen Erkenntnisse dieser Großübung sollen nun Checklisten und ein Einsatzkonzept erstellt werden, damit alle in einem Ernstfall optimal vorbereitet sind.

sdr